Felix Stark
Im tiefsten Moment meines Lebens, Anfang 2006, brach meine bis dahin geordnete Welt zusammen. Mit 19 Jahren stand ich kurz davor, mir das Leben zu nehmen. Doch genau in diesem Augenblick geschah etwas, das alles veränderte. Als ich meine Absicht in die Tat umsetzen wollte, erlebte ich etwas, das mich dazu brachte, mich an Gott zu wenden – nach Ihm zu fragen und um Seine Hilfe zu bitten. Unerwartet antwortete Er mir aus meinem Inneren, aus dem Herzen. In einer kleinen Vision zeigte Er mir nicht nur ein völlig neues Bild von mir selbst, sondern offenbarte mir auch die „Magneteffektkunst“ – sie wurde zu meiner Motivation und neben der plötzlichen Präsenz Gottes, zu einem neuen Sinn in meinem Leben.
Was zunächst eine materielle Motivation war, verwandelte sich Schritt für Schritt in eine tiefe Hinwendung zu Gott und in den Wunsch, eine dauerhafte Liebe zu Ihm zu entwickeln. Je mehr diese Liebe wuchs, desto mehr schwanden mein Interesse an finanziellem Gewinn und an materiellem Erfolg. Ausschlaggebend dafür waren die Anweisungen und Lektionen, die Er mir gab – anfangs in kurzen, später in immer größeren Abständen. Mit jeder Lektion wurde Er leiser, bis ich Ihn nur noch unter „optimalen Bedingungen“ hören konnte: dann, wenn ich mich in die innere Haltung begab, die Er mir empfohlen hatte.
Doch je leiser Er wurde, desto schwieriger fiel es mir, Seine Stimme von der meines Verstandes zu unterscheiden. Denn selbst der Verstand – der Geist als Feind in Form des falschen Egos – hält sich ebenfalls in der Herzregion auf und kann Gott imitieren. Auch dafür gab Er mir eine Lösung: Wenn ich unsicher war, ließ Er mich durch wiederholte, bestätigende Zeichen im Außen erkennen, ob eine Eingebung von Ihm stammte – und zwar bezogen auf die Gedanken, die ich in diesem Moment hatte. Eine klare Bestätigung spüre ich als Reaktion von Ihm im Herzen: intensive Freude, ein sich öffnendes Herz, Wärme und Gänsehaut. Bleibt diese spürbare Reaktion aus und zeigt sich nur ein einzelnes äußeres Zeichen, weiß ich: Das war kein göttlicher Impuls, sondern ein Test von Māyā – der Illusion –, die ebenfalls Gedanken mit Zeichen beantworten kann.
Dies zu erkennen ist entscheidend, denn wer den Unterschied nicht lernt, wird leicht vom Weg abgebracht. Der unkontrollierte Geist nutzt solche Gelegenheiten, um durch Fehlinterpretationen – so schön und angenehm sie auch wirken – dem eigenen spirituellen Fortschritt und dem der Nächsten zu schaden.
Die einzige wirkliche diesbezügliche Sicherheitsvorkehrung, die ich lernen durfte, besteht im Bezwingen von Lust, Zorn und Gier – allen voran der Lust. Doch gerade im Bereich der Lust erfordert dies in einer Partnerschaft ein gemeinsames Gelübde: ein bewusst getroffener Entschluss, den eigenen Sinnesgenuss zu zügeln und die Energie der Anziehung als Opfergabe für das Göttliche zu verstehen. Nur wenn beide Partner denselben Entschluss tragen, kann aus gegenseitiger Enthaltsamkeit und Reinheit eine gemeinsame spirituelle Praxis entstehen, die Herz und Geist erhebt und vor den subtilen Prüfungen Māyās schützt.
Lust (kāma) wird in der Bhagavad-gītā klar als die größte Feindin des spirituellen Lebens bezeichnet. Sie zerstört Wissen, blockiert Verwirklichung und führt ins materielle Elend. Nur durch Selbstbeherrschung, spirituelle Intelligenz und Hingabe an Krishna kann man sie überwinden. Śrīla Prabhupāda erklärt in seinen Kommentaren, dass der Anfang des spirituellen Lebens die Kontrolle über Lust ist – ohne dies ist echter Fortschritt nicht möglich. Dies kann ich aufgrund der eigenen Erfahrungen nur bestätigen und lege es allen Menschen ans Herz, sich mit dieser Angelegenheit intensiv auseinander zu setzen, um die wahre Ursache des Leides in ihrem Leben zu erkennen.
Die Offenbarung der Magneteffektkunst und die Bedeutung des „Blicks in den Spiegel“
In meinem ersten Gespräch mit Gott wurde mir die Magneteffektkunst offenbart. Gleichzeitig erhielt ich die Anweisung, dass es zehn Jahre „ab dem Blick in den Spiegel“ dauern würde, bis die richtige Zeit gekommen sei. Von diesem Moment an führte Er mich – als Paramātmā, die Überseele, Gottes innere Präsenz im Herzen eines jeden Lebewesens.
Diese spirituelle Ausbildung begann an diesem Tag, wurde aber ab 2008 besonders intensiv, als ich „die Seele zur Begleitung durch dieses Leben“ suchte und fand. Mit jedem unserer vier Kinder, die als weitere spirituelle Seelen zu uns kamen, wurde diese Reise noch tiefer und herausfordernder. Denn „die Seele zur Begleitung“ konnte sich leider nicht vom Diktat der Lust befreien – im Gegenteil. Ihr fehlte das Vertrauen in die Worte Śrīla Prabhupādas und in die Bhagavad-gītā. So kam es, wie es kommen musste: Nach vielen Jahren des Leids, das eindeutig im unregulierten Ausleben sexueller Lust wurzelte, entschied sie sich – angesichts der Symptome von verbalen und körperlichen Grenzüberschreitungen – für den für sie „leichteren“ Weg.
Kinder fungieren für uns Eltern wie ein Spiegel, das ist eine ihrer Aufgaben. Sie lernen nicht nur von uns – wir lernen ebenso viel durch sie: auch über unsere Rollen als Mann und Frau, als Vater und Mutter, als Eltern und als Menschen. Sie haben mich motiviert, mein Bestes zu geben, und helfen mir bis heute, immer mehr wahres Selbst- und Kṛṣṇa-Bewusstsein zu entwickeln.
Unsere Kinder waren "leider" auch Zeugen des Leids, das durch das Diktat der Lust entstand. Sie haben erlebt, was geschieht, wenn man Gottes Wort nicht ernst nimmt, obwohl man Ihn bereits kennengelernt hat und Ihm eigentlich folgen und dienen möchte. Dafür braucht es Ernsthaftigkeit, Disziplin und ein kompromissloses Befolgen der Anweisungen in der Bhagavad-gītā. Der Vergleich mit dem Straßenverkehr macht es deutlich: Wer Auto fahren möchte, braucht einen Führerschein, eine Zulassung, und er muss die Verkehrsregeln kennen und einhalten. Wer bei Rot über die Ampel fährt, riskiert Unfälle – genauso ist es im spirituellen Leben.
Sie haben aber auch erlebt, was passiert, wenn man die Regeln trotz Widerstand ernst nimmt und befolgt: Es geschehen regelmäßig kleine und große Wunder. Alles verläuft dann offensichtlich nach Gottes Plan. Das zeigt sich im Inneren – in Zufriedenheit, Frieden, Glück und Liebe. Auch die Kinder dürfen diese Erfahrungen bereits machen, besonders wenn wir zusammen Kirtan singen. Dann kann man ihre Freude unmittelbar beobachten und sehen wie sich ihre spirituelle Energie spürbar entfaltet und sie wieder stark mit dem wahren Selbst, der Seele und mit Gott verbunden sind. Das Rezitieren des Maha-Mantras, vor allem aber das gemeinsame Singen, schenkt uns immer wieder spirituelle Ekstase. Wir nennen das scherzhaft „Eskalation“, weil es sich wirklich wie ein ekstatischer Ausbruch anfühlt, wenn wir zusammen Kirtan machen. Eine Therapie mit Sofortwirkung!
Der wahre „Blick in den Spiegel“
In all den vergangenen Jahren hielt ich viele prägende Momente für diesen „Blick in den Spiegel“. Mehrmals wollte ich loslegen und beginnen, nach außen über meine – unsere – Geschichte mit Kṛṣṇa zu sprechen. Doch Er vereitelte es jedes Mal, was stets zu Demütigung führte – sprich, zum Bruch meines falschen Egos. Rückblickend kann ich zweifelsfrei sagen: Zum Glück geschah all dies so UND ja, die Ursache war ungezügelt gelebte Lust.
Eine solche Fehlinterpretation als „Blick in den Spiegel“ war zum Beispiel der Moment, als ich begann, nach innen zu schauen, oder auch, als meine Ex-Frau und ich uns wahrhaftig füreinander entschieden und uns vollständig auf unsere Beziehung einließen. Doch rückblickend betrachtet bedeutete dies nicht automatisch, den anderen als Spiegel zu akzeptieren, von dem wir lernen können. Diese tiefere Akzeptanz kam erst später – langsam und schrittweise – und dauert bis heute an.
Im Vergleich zu unseren Kindern war dieser „Blick in den Spiegel“ jedoch nur eine dezente Erfahrung. Was sich beim Partner als Spiegel noch leugnen ließ, wurde uns durch die Kinder unbestreitbar vor Augen geführt. Unsere Kinder sind ein noch deutlich klarerer Spiegel, als es der Partner je sein könnte – insbesondere dann, wenn man in starker Identifikation mit Körper und Geist lebt, also noch unter dem intensiven Einfluss des falschen Egos und der Lust steht.
Doch auch hier handelte es sich lediglich um fehlinterpretierte Augenblicke des „Blicks in den Spiegel“. Zwar waren all diese Momente als Spiegel zu definieren und brachten wichtige Erkenntnisse mit sich, doch welchen entscheidenden Moment Kṛṣṇa tatsächlich meinte, wurde mir durch Paramātmā erst im November 2024 überraschend offenbart... Zu einem späteren Zeitpunkt mehr dazu.
Mein größter Herzenswunsch ist es, eine wahrhaftige spirituelle Revolution, ein Erkennen und Entfalten des wahren Selbst und des göttlichen Bewusstseins vieler Menschen zu erleben.
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